Warum ausgerechnet 50 Meter?

Oft werden wir gefragt, wie wir ausgerechnet auf 50 Meter kommen. Das sei doch total willkürlich.

 

Die Antwort ist simpel:

Für einen Bürgerentscheid schreibt der Gesetzgeber eine klare Fragestellung vor.

Schlicht unzulässig wären etwa die Fragen: "Sind Sie dafür, dass keine Hochhäuser gebaut werden, deren Höhe die heute höchsten Gebäude erheblich überschreiten?", "Sind Sie dafür, dass Neubauten auf eine angemessene Höhe beschränkt werden sollen?", oder gar "Sind Sie dafür, dass durch Hochhäuser nicht neues Baurecht, sondern Freiräume und attraktive Plätze geschaffen werden?"

 

Was blieb den Initiatoren des Bürgerbegehrens also anderes übrig, als einen Grenzwert festzulegen. Einen, der vermutlich dem nahe kommt, was die Mehrheit der Bürger als angemessen empfindet.

Grenzwerte sind völlig normal

Beschränkungen und Limits sind im Baurecht alltäglich. Beispielsweise hat der Gesetzgeber maximale Geschossflächenzahlen für die verschiedenen Nutzungsformen von Grundstücken vorgegeben. Sie sind eine Art Schmerzgrenze für erträgliche Lebens- und Arbeitsverhältnisse - also für eine sehr unscharfe, kaum messbare Größe.  Trotzdem akzeptiert jeder, dass sich Fachleute irgendwann auf einen Konsens geeinigt haben, was gerade noch "erträglich" sei.

Auch wir haben uns die Festlegung nicht leicht gemacht. Es galt zu klären, was ganz konkret für Unterschleißheim angemessen wäre. Unterschleißheim ist nicht München und schon gar nicht Frankfurt oder Manhatten. Daher war schnell klar, dass sich die Höhenfrage hier in einer ganz andere Größenordnung bewegt. 

Es gab genug Stimmen, die am liebsten die Grenze bereits bei 35 Meter gezogen hätten. Andere fanden 60 Meter noch tolerierbar. Und wer Architekten fragt, bekommt meist zur Antwort: "Es kommt darauf an."

Zum Beispiel auf die Maßstäbe vor Ort. Unsere Simulationen zeigen eines sehr deutlich: Mammut-Bauwerke wie die Menlo Towers oder der Hotelkomplex am Lohhofer Bahnhof sind - in diesem Umfeld - keine "Punkthochhäuser", keine "städtebaulichen Akzente", keine "Adressbildner". Sie sind ein Faustschlag ins Gesicht der Stadt, die Sprengung aller Maßstäbe, eine bauliche Anmaßung, die die übrige Stadt zur Kulisse degradiert - oder was noch schlimmer wäre: zum Aufholen drängt.

Die Höhengrenze - ein gesunder Kompromiss

Das alles hat nicht allein mit der Höhe zu tun. Gerade die Menlo Towers sind ein warnendes Beispiel dafür, dass Industrie-Architektur nicht beliebig skalierbar ist: Der über 80 Meter breite, "niedrige" Riegel ist kaum höher als die 50-Meter-Grenze - aber eine architektonische Todsünde. Doch leider lässt sich gute Gestaltung noch weniger über einen Bürgerentscheid einfordern als angemessene Dimensionen.

Entscheidend für unsere Festlegung auf 50 Meter war der Blick ins bisherige Gewerbegebiet, in dem bislang keine Hochhäuser existieren. Fünfzig Meter bieten demnach durchaus Möglichkeiten für eine zusätzliche Höhenentwicklung. Sie übertrifft sogar noch deutlich die der existierenden Hochhäuser östlich der Bahn. Das höchste ist derzeit der IT-Port mit 42,5 Meter.

50 Meter hohe Gebäude mögen von der Autobahn aus nicht besonders auffallen. Innerhalb des bestehenden städtebaulichen Gefüges genügen sie aber völlig, um Quartiere und Achsen zu markieren und Orientierungpunkte zu schaffen.

Letztlich sind die 50 Meter also das Ergebnis eines langen und sorgfältigen Abwägungsprozesses zwischen Entwicklungspotenzial und Maßstabstreue, zwischen Wachsen und Bewahren, zwischen Wirtschaftsförderung und dem, was die Bürgerinnen und Bürger noch bereit sind hinzunehmen.